Donnerstag, 26. August 2010
30 und mehr
Der geneigte Leser weiß ja, dass ich kein junges Küken mehr bin. Ich sehe zwar jung aus, aber ich bin doch leider schon 36. Das mit dem „leider“ dachte ich bis vor kurzem. Dann fing ich an über mich und mein Alter nachzudenken. Bevor ich Mutter wurde fehlte mir etwas, auch wenn ich für ein Kind noch nicht bereit war. Ich fühlte mich in meinem Inneren selber noch wie ein Kind. Auf eine seltsame Art und Weise fühlte ich mich unsicher, nicht angekommen, irgendwie orientierungslos. Seit Emily da ist lernte ich auch sehr viel über mich. Über meine Belastbarkeit, über meine Grenzen. Ein Kind macht aus uns andere Menschen, vielleicht sogar bessere, glücklichere. Mit 36 Jahren fühle ich mich jetzt wohl. Ich mag mich selber und habe irgendwie meine Mitte gefunden. Ich habe mich neu sortiert und finde mein neues Selbst ganz toll. Ich bin nicht mehr überall die Kleine, die Neue, das Küken. In der Firma bin ich „die Kollegin, auf die man sich verlassen kann.“ Wer Probleme hat kommt gerne zu mir oder es wird einfach nur so gerne mit mir geschnackt. Vor Fremden kann ich mich ganz normal geben, ich muss mich nicht verstellen, ich bin ich und ich bin stark. Ich mag mich und ich glaube ich strahle das jetzt auch aus. Ein Ding aus innerer Ruhe und vielleicht auch so was wie Gelassenheit. Das kommt an, glaube ich zumindest.

Das mit der Geduld ist auch so eine Sache. Ich war früher ungemein ungeduldig, alles musste immer sofort passieren, warten war eine Qual. Auch das hat sich geändert. Manche Dinge brauchen ihre Zeit, ich lasse den meisten Dingen ihren Lauf. Es gibt für fast alles den richtigen Zeitpunkt und ich habe gelernt, dass ich diesen Zeitpunkt einfach kommen lassen muss, ich kann nichts erzwingen. Meine Ungeduld machte mich nur nervös und ich war schlecht gelaunt, also lasse ich es einfach. Genau wie mein Perfektionismus. Ich muss nicht mehr alles perfekt machen. Ich muss nicht alles an einem Tag schaffen und dann tot ins Bett fallen. Ich kann jetzt auch mal Arbeit abgeben, etwas liegen lassen. Ich spiele dann lieber mit meiner kleinen Maus und geputzt wird, wenn sie im Bett liegt oder der Gatte nimmt mir die Arbeiten nach Feierabend ab, damit ich selbst noch nach der Arbeit was von meinem Kind habe. Die letzten Wochen waren hart und haben mich ein wenig von meinem Kind entfernt. Ich musste viel für meinen Vater nach dem Unfall tun, so dass meine Kleine dann noch öfter bei der Oma war und ich den Eindruck hatte, dass sie die Oma mehr liebte als mich. Doch das ändert sich gerade wieder. Wir wollen mehr als Familie zu dritt unternehmen. Wieder eine kleine Einheit sein, in der wir uns alle wohl fühlen können.

Auch ist die Angst vor der Zukunft nicht mehr so existenziell, ich weiß, dass wir (der Gatte und ich) es immer irgendwie schaffen werden uns und unser Kind gut zu versorgen. Wir haben den Willen und die Motivation. Wir haben ein gemeinsames Ziel und das ist ganz einfach. Wir wollen einfach eine glückliche Familie sein und fest zusammen halten. Egal was kommt. Uns kann nichts trennen. Wir beiden wollen aus unserem Baby einen zufriedenen, glücklichen, selbstbewussten und starken Menschen machen. Und ich weiß, dass wir das schaffen werden. Und vielleicht ist in unserem Leben und in unseren Herzen noch Platz für ein weiteres Menschlein, oder zwei oder drei? Ich weiß es nicht genau, aber ich weiß, dass ich ganz viel Liebe zu geben habe und dass ich als Mutter glücklich bin, dass ich in der Rolle aufgehe ohne mich zu verlieren. Es macht mich einfach komplett. Das fehlende Puzzelteil rückt immer weiter an seine vorbestimmte Stelle und es ist aufregend dabei zuzusehen, wie sich alles entwickelt.

Ich bin 36, die ersten Falten zieren mein Gesicht, der Po ist nicht mehr ganz so knackig und der Waschbrettbauch ist auch weg, aber ich bin angekommen. In der Mitte, bei mir.
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Blubbbbbbbbbbb
Heute saufen wir ab......es regnet ohne Unterlass. Der Wetterdienst hat für OWL Überschwemmungen angekündigt. Gut, dass wir auf einem Berg hausen :-)
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