Nachwehen
Gestern schrieb Frau Blümel über Ihre erste Geburt und dass sie diese immer noch nicht so ganz verarbeitet hat. Auch ich habe lange mit der Geburt des Kügelchen gehadert. Ich wollte doch unbedingt eine normale Geburt und dann lag ich viereinhalb Tagen in den Wehen und da die Geburt künstlich eingeleitet wurde, ist da nix gescheites draus geworden. Zusätzlich vertrug ich die Schmerzmittel nicht und erbrach die letzte Nacht. Dann holte man das Kügelchen per Kaiserschnitt, da der Muttermund nicht mehr als 6 Zentimeter hergab. In meiner Vorstellung sollte das alles ganz anders laufen. Nach der Geburt ging es mir lange Zeit schlecht und ein Teil der Narbe machte Probleme, so dass ich erst 12 Wochen nach der Geburt als „geheilt“ galt. 12 Wochen habe ich unter Schmerzen versucht mein Baby zu versorgen und der geneigte Leser weiß ja, dass das Kügelchen nie zu den Leichtgewichten zählte.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass mich so manches Mal das Heulen überkam, wenn ich an die Geburt dachte, bei der ich in meinen Augen „versagt“ hatte. Was mir aber so richtig Angst machte, war der Gedanke, dass ich vor hundert Jahren wahrscheinlich gestorben wäre und das Kind mit. Ich weiß, es ist Quatsch so zu denken, aber es ist so. Ohne die moderne Medizin wären mein Baby und ich heute nicht mehr da und der Gatte wäre Witwer. Ich danke Gott noch oft, dass wir heute leben und nicht vor hundert Jahren.

So richtig froh bin ich immer noch nicht über diese Geburt, aber ich habe damit abgeschlossen. Es ist passiert. Tausende andere Frauen hatten einen Kaiserschnitt und es werden noch unendlich viele folgen. Wir haben die moderne Medizin und da muss man sich nicht unnötig verrückt machen, aber ganz leise in meinem Hinterkopf ist diese Stimme, die immer mal wieder was sagt. Dinge, die ich nicht hören will und die ich ganz gut in ihre Schranken verweisen kann. Mit Logik und rationellem Denken. Also alles in allem bin ich über das Erlebnis hinweg auch wenn ich es natürlich nie vergessen werde, was ich auch gar nicht will, denn es gehört zu meinem Leben, dass bin ich und das macht mich auch zum Teils als Mutter und Mensch aus.

Nun bekommen wir das zweite Kind und mir gehen wieder viele Dinge durch den Kopf. Aus diesem Grund habe ich diesmal frühzeitig nach einer erfahrenen Hebamme gesucht und anscheinend auch die Richtige gefunden. Sie ist um die 50, leitet in Bielefeld die Hebammenschulungen und ist sehr nett. Ich habe mich mit ihr sehr lange über die Geburt des Kügelchens unterhalten und sie hat mir ganz deutlich gesagt, dass wir das mit der Einleitung nicht hätten machen sollen. Mir ging es super, dem Kügelchen ging es super und sie war noch nicht tief genug ins Becken gerutscht. Auf meinen Einwand hin, dass mein Muttermund eh total vernarbt ist und deswegen vielleicht eh nicht mehr als die 6 cm geschafft hätte, winkte sie sofort ab. Sie ist der Meinung, wenn der Muttermund schon 6 cm offen war, dann war das schlimmste Narbengewebe eh schon gedehnt und die restlichen 4 cm wären auch noch gekommen, aber halt nicht, wenn das Kind nicht startbereit ist. Ich habe das so noch nie von einem der Ärzte gehört, wahrscheinlich, weil alle beteiligten Ärzte die Einleitung und den Kaiserschnitt rechtfertigen wollten. Meine Hebamme ist übrigens gar nicht davon begeistert, dass automatisch bei allen Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes eingeleitet wird. Sie sieht da gar keinen vernünftigen Grund drin, so lange es Mutter und Kind gut geht. Und ich muss sagen so im Nachhinein gebe ich ihr vollkommen recht. Jetzt habe ich auch mehr Erfahrung und den nötigen Abstand das alles vernünftig zu betrachten und ich weiß heute, dass es total bescheuert war einzuleiten.

Ich werde mich jetzt deswegen nicht verrückt machen und genau wie beim Kügelchen abwarten was passiert, denn einen großen Einfluss hat man eh nicht. Aber ich weiß unter welchen Umständen ich wie handeln würde. So rein theoretisch halt. Es kommt erstens sowieso anders und zweitens als man denkt :-) Also abwarten und Pfefferminztee trinken.
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autobahnorakel, Donnerstag, 25. August 2011, 14:25
Dem kann ich nur beipflichten! Bei uns wäre sicher auch einiges anders und vor allem besser gelaufen, wenn man nicht gleich eingeleitet hätte! Beste Grüße an die Hebamme. Schade, dass es nicht mehr von der Sorte gibt! Und alles Gute für die Restschwangerschaft! Vielleicht kommen Sie ja um eine Einleitung herum und es klappt mit einer stinknormalen Geburt.

frauaehrenwort, Donnerstag, 25. August 2011, 22:51
Ich hoffe auch auf eine normale Geburt.

oolabutterflyoo, Donnerstag, 25. August 2011, 15:26
Ich war ja auch etwas drüber (10 Tage) und muss sagen das ich ganz schön nervös war. Ich hatte am anfang tierische angst vor der Geburt und brauchte viele Gespräche mit der Hebbamme um runterzukommen und mich vorzubereiten.Als der ausgerechnete Geburtstermin anstand war ich fit,bereit und fühlte mich echt stark. Dann war ich drüber, Tag für Tag bekamm ich wieder Panik und am 10 Tag war ich mit den Nerven am Ende!Und so empfand ich die Geburt als wirklich schrecklich!Ich war total Kaputt weil ich 16 stunden Wehen hatte und die sich einfach nicht einschaukeln wollten...und als sie endlich regelmäßig bekamm war ich so fertig das ich nur noch nach nem Gewähr fragte...
Ich hoffe echt das es diesmal "pünktlich" kommt von mir aus auch ne Woche früher :D

Ich wünsch dir echt alles alles gute das es diesmal besser wird!!! Denke du willst diesmal ne spontane Geburt nech^^

frauaehrenwort, Donnerstag, 25. August 2011, 22:52
Dann wünschen wir uns beide mal das Beste :-)

die_schottin, Donnerstag, 25. August 2011, 18:17
Dass mit dem Einleiten ist so ne Sache. Wurde bei mir ja auch aber mir wurde vorher gesagt, dass Einleiten scheiße wäre. Da aber mein becken für Colins Kopf zu eng war und man nichts mehr riskieren wollte sind wir diesen Weg gegangen. Natürliche Wehen sind nur halb so schlimm, da man hineinwächst und nicht von jetzt auf gleich alle 5 oder dogar alle 2 Minuten weht. Bei uns ist der MuMu auch nicht aufgegangen, das hat man dann mit einer PDA gefördert. Das hat den MuMu zwar entspannt, die Schmerzen aber leider und warum auch immer nicht gelindert. Ich hab's trotzdem geschafft und das auch noch mit noch 1cm MuMu. Früher wäre Emily von alleine gekommen und vermutlich wäre deshalb alles nicht in einem solchen CAOS geendet. Und vermutlich hätte ich es mit Colin auch noch ein paar tage mehr als +9 geschafft. Der nächsten Geburt sehe ich jetzt auch einfach gelassener entgegen. Drop the thought und lass Dich einfach treiben. Und mit dieser Hebamme hast Du sicherlich einen guten Griff getan.

frauaehrenwort, Donnerstag, 25. August 2011, 22:52
Bei der Hebamme habe ich auch ein gutes Gefühl und ich bin da noch ganz relaxed :-)

maracaya, Freitag, 26. August 2011, 10:58
Ach weisste, ich hatte ja in der Beziehung alles "richtig" gemacht, so mit Geburtshaussgeburt, keine Einleitung, sondern bis ET+14 warten, super Hebamme, die wirklich alles gegeben hat - und dann hing mein ebenfalls vernarbter Muttermund 6 Stunden lang bei 9cm und ging letztendlich doch nicht das entscheidende Fitzelchen, das noch fehlte, auf. Geburtstsstillstand, Krankenhaus, Schnitt. Et kuett wie et kuett, Aber ich frage mich auch oft, was vor 100 Jahren passiert waere.

Ich wuensche Dir auf jeden Fall, dass es diesmal spontan klappt!