Mittwoch, 20. April 2011
Das bin nicht mehr ich
Heute traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Ich war am Ende des Tages völlig fertig und gab meinem Kügelchen die Gute Nacht Flasche. Der Tag war scheiße, aber so richtig Scheiße. Morgens rief mich die Frau Mama an, dass sie flach liegt. Durchfall vom Feinsten und so könne sie sich nicht um das Kügelchen kümmern, während ich mit dem Herrn Papa nach Münster fahren sollte. Also angefangen wild herum zu telefonieren, während das Kügelchen mir schon nervös und weinerlich am Bein hing. Der Bruder sollte ja mit, aber der bot sich dann an das Kügelchen zu behüten, während ich nach Münster fuhr. Hmm nicht optimal, da er das noch nie gemacht hat (es geht hierbei aber nicht um seine Kompetenz als Onkel, eher um Emilys Verhalten in einer ihr eigentlich fremden Umgebung ohne die ihr vertrauten und bekannten Bezugsperson) Der Bruder wollte nämlich nicht mit dem ebenfalls verseuchten Herrn Papa in Kontakt kommen, da der Bruder ja bekanntlich zwei Säuglinge zu Hause hat. Sowas muss man ja auch nicht provozieren.

Letztendlich rief ich die Schwiegermutter an, die sich auch kurzfristig freimachen konnte und wartete also ungeduldig auf ihr Eintreffen. Das Kügelchen merkte natürlich den Stress und wollte dann auch gleich das Frühstück verweigern. Kein Wunder bei der Hektik. Schwiegermutter kam, ich wies sie ein und verschwand. Kurz vorm Heulen, denn das Kügelchen war ganz verstört und weinte. (Ich hasse mich in solchen Augenblicken) Mit einer kleinen Verspätung starteten wir nach Münster. Im Laufe des Tages telefonierte ich drei Mal mit der Schwiegermutter und jedes mal, wenn das Kügelchen mitbekam, dass ich am Telefon war, fing sie an zu weinen. Das brach mir fast das Herz. Als ich dann endlich gegen 18 Uhr zu Hause war, ignorierte mich das Kind. Keine freudige Begrüßung und als ich sie fragte, ob sie mich vermisst hatte, starrte sie nur auf ihre Hände und ich hätte schon wieder heulen können. Ich weiß nicht, ob Kinder das in dem Alter schon bewusst machen, aber ich habe den Eindruck, dass das Kügelchen mich dafür "bestrafen" will, dass ich sie andauernd "im Stich" lasse. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit mir spielen wollte. Das Abendbrot war eine Katastrophe. Sie wollte wieder kaum was essen, machte aber beim Anblick der Flasche ein Theater ohne Ende. Sie weinte so schlimm, dass ich beinahe mitweinte. Später erzählte mir der Gatte, dass sie mittags nur 15 Minuten geschlafen hatte. Oh man. Der Gatte räumte das Haus schnell auf, putzte und machte die Küche sauber, während ich versuchte wieder Ruhe in mein kleines Mädchen zu bringen. Dazu nervten sie gleich zwei Zähne. Sie spielte noch ca. eine Stunde wild durcheinander, konnte sich auf nichts richtig konzentrieren und es gipfelte dann darin, dass sie mit ihrem Wischmop durch die obere Etage lief und immer "ba!" rief und auf alles zeigte. Boden, Wände, Betten, alles ba! Ich brauchte ziemlich lange, um sie zu beruhigen. Da läuft doch echt alles falsch im Moment. Es gibt im Moment keine Frau Ährenwort mehr, es gibt im Moment keine Familie Ährenwort, es gibt nur Stress, Ärger und Sorgen.

Selbst in meinem Blog dreht sich nichts mehr um mich. Das hier sollte mein Blog sein, das hier sollte mein Leben sein, dass hier sollte ich sein. Ich bin nicht mehr ich. Seit 2003 haben wir keinen Urlaub mehr gemacht. Seit Wochen habe ich fast nichts mit meiner Tochter unternommen. Ich habe das Gefühl, dass wir im Moment keine Bindung mehr haben. Ich komme nicht an sie ran. Ich habe sogar das Gefühl, dass sie mich ablehnt, dass sie mich nicht liebt, nicht als Mutter akzeptiert. Das bricht mir das Herz. So habe ich mir das Muttersein nicht vorgestellt. So habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt. Ich will das so nicht mehr. Ich will mein Leben zurück. Und das Schlimmst ist, dass ich niemanden dafür verantwortlich machen kann. Niemand ist daran Schuld, keiner kann was dafür. Die Umstände sind im Moment schwierig und ich weiß nicht wie ich etwas ändern könnte.

Ich weiß nur, dass ich mein Leben wieder haben will. Ich hoffe, dass klingt jetzt nicht egoistisch, aber ich will wieder ich sein. Ganz bald, für mich, für meinen Mann, für meine Tochter.
...bereits 948 x angeklickt

Permalink (16 Kommentare)   Kommentieren

 


Augenklinik Münster
Also vorweg zwei Dinge. Von Bielefeld nach Münster fahren zu müssen ist scheiße. Nur Landstraße, alles kleine Dörfer und teilweise haben die Landstraßen keinen "Standstreifen", so dass das Überholen von Traktoren fast unmöglich ist. Für eine Strecke von 90 Kilometern brauchte ich fast zwei Stunden. Aber was es unbedingt lohnt ist, dass die Ärzte und das Personal in Münster hundert Mal netter und freundlicher ist, als in Hannover. Da ist einfach eine ganz andere Atmosphäre. Da kommt Hannover echt nicht ran. Also gut, dann zum Kern.

Der Herr Papa wurde gründlichst untersucht und es wurde alles vermessen. Diese ganzen Untersuchungen hat noch kein anderer Arzt mit ihm gemacht. Es wurde alle Winkel des Augenbereichs berechnet und das schon in der Sehschule! Da merkte man gleich, dass diese Ärzte bzw. Orthopistin besser geschult sind. Man nahm sich auch mehr Zeit. Dann kam die Stationsärztin und machte ebenfalls noch ein paar Tests und zum Schluss kam die Oberärztin (eine Frau Professor) und Untersuchte noch genauer, wälzte die mitgebrachten Berichte und schaute sich die CT Bilder an. Alles in allem dauerten die Untersuchungen von 12:15 Uhr bis 14:30 Uhr. Das war sehr sehr gründlich. Fazit ist, dass wir noch einen weiteren Termin in Münster haben und zwar in der HNO Klinik zwecks Abklärung, ob da Verwachsungen am Augenmuskel sind, die gelöst werden müssen und wenn das ganze operabel ist, möchte die Frau Professor dann mit den HNOlern zusammen eine Korrektur in Angriff nehmen und für den Rest der Doppelbildern kann man vielleicht noch mit einer Prismabrille arbeiten. Also, man ist dran und am 04.05. haben wir den nächsten Termin.

Alles in allem waren wir um 18 Uhr zu Hause und ich bin jetzt platt wie eine Flunder. Püh.....
...bereits 914 x angeklickt

Permalink (2 Kommentare)   Kommentieren