So lange war ich jetzt wieder nicht hier. Es ist viel passiert. Meine Mutter hat den Kampf gegen Ihre Krankheit verloren. Mit 83 Jahren ist sie verstorben. Am Ende hat absolut keine Lebensqualität mehr gehabt. Die Demenz war so weit vorangeschritten, dass sie nicht mehr essen konnte. Der einzige Trost, den ich habe ist, dass sie relativ friedlich gehen durfte. Sie ist irgendwann einfach eingeschlafen. Sie hatte keine Schmerzen und durfte einfach gehen, ohne dass noch an ihr herum experimentiert wurde. Ich habe noch viel Zeit an Ihrem Sterbebett verbracht und ich habe ihr noch viel erzählt und alles gesagt, was mich bewegt hat. Ich habe mich für alles, was sie in ihrem Leben für mich oder die Enkelkinder gemacht hat bedankt. Sie war eine großartige Mutter und Großmutter. Das ist mehr, als so manch anderer erreicht hat. Sie wird immer ein Teil von mir bleiben.

Allerdings weiß ich nicht so richtig um welchen Menschen ich trauern soll. Es hört sich komisch an, aber wenn ich an meine Mutter denke, habe ich zwei verschieden Menschen in meinem Kopf. Einmal die Mutter, die noch fit und klar im Kopf war. Das Oberhaupt der Familie und dann der Mensch, der sie zum Schluß war. Der Körper, der mich nicht mehr erkannt hat, nicht sprechen konnte, nicht mehr laufen konnte. Das ist so skurril. Alleine wenn ich mir ihre Fotos angucke. Vor einem Jahr sah sie noch ganz anders aus. Ganz andere Gesichtszüge. Das macht mich so fertig. Allerding hat mich der Anblick beim Bestatter am offenen Sarg ein wenig erstaunt. Es sah aus, als ob sie lächeln würde, aber als ich ihre Hand genommen habe, habe ich diese Eiseskälte gespürt und das hat mich richtig erschreckt.

Manchmal denke ich der Tod ist etwas Schreckliches und dann stelle ich mir vor, dass es dann so ist, wie man das von Menschen gehört hat, die eine Nahtoderfahrung hatten. Dass Licht, die Wärme und der absolute Frieden und das Gefühl von bedingungsloser Liebe. Aber vielleicht sind das nur die letzten Zuckungen der Synapsen. Wer weiß das schon. Wenn die Leute sagen, dass sie wieder gekommen sind, wird ihnen das in der Regel nicht geglaubt. Ich schätze mal, dass man sowas nur glauben kann, wenn man das selber erlebt hat. Viele berichten, dass sie lieber dort geblieben wären. Aber vielleicht hat die Natur das nur so eingerichtet, damit wir am Ende keine Angst mehr haben und leiden. Das ist halt auch ein Rätsel, dass wir erst lösen, wenn wir gehen.