Schwang aus der Jugend
Ja wir waren jung und ungestüm. Wir kannten keine Angst und Verbote hielten uns nicht auf. Eines schönen sommertags stahlen meine beste Freundin und ich das nagelneue Fahrrad meiner Mutter aus dem Fahrradkeller und machten uns zu zweit auf dem Fahrrad auf den Weg durchs Dorf. Meine Freundin fuhr und ich saß auf dem Gepäckträger. Mir tat zwar höllsich der Hintern weh, aber was soll´s. Wir fuhren also durch den Sommertag und kamen an unsere Lieblingsstraße. Sie war lang, kurvenreich und es ging steil bergab. Meine Freundin trat ordentlich in die Pedale und wir rauschten mit gefühlten 100 Sachen den Berg hinunter. Bis sie über einen dicken Ast fuhr. Das olle Ding lag einfach so auf der Straße und wir konnten nicht mehr ausweichen. Das Fahrrad fing an zu schlingern und wir landeten im Straßengraben. Nachdem wir uns nach einer kurzen Weile der Orientierungslosigkeit wieder aufrappelten, setzen wir uns an den Straßenrand. Das Fahrrad war total verbeult und die Coladose, die ich die ganze Zeit in der Hand hielt, lag etwa 100 Meter weiter auf der Straße. Ich humpelte da erstmal hin und holte die Dose. Nach so einem Schrecken brauchte man eine Schluck Cola. Meine Freundin saß derweil am Straßenrand und hielt ihre Hand hoch. Ich fand das schon ziemlich albern, aber da ich das Loch in meiner Hose gerade entdeckt hatte, hatte ich für ihre komische Pose keinen Blick mehr übrig. Mein Hosenbein färbte sich auch schon so langsam rot und einige andere Körperteile schienen auch etwas lädiert zu sein. Also hockte ich mich neben meine Freundin und öffnete die Coladose. Die spritzte natürlich ordentlich und zu unseren Blessuren waren wir jetzt auch noch naß. In der Zwischenzeit näherte sich ein Motorradfahrer. Dieser hielt pflichtbewusst an und fragte was passiert sei. Wir verharmlosten alles und überzeugten ihn davon, dass es uns gut ginge. Er tastete noch die Hand meiner Freundin ab, die sie immer noch nach oben hielt und dann fuhr er weiter. Als er ausser Hörweite war schrie meine Freundin laut auf und jammerte rum, dass ihre Hand schmerzte. Auf meine Frage hin, warum sie denn eben nichts gesagt hätte als der freundliche Mann ihre Hand abtastete, zuckte sie nur mit den Schultern.

Irgendwann standen wir auf und machten uns auf den Weg nach Hause. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Ich konnte kaum laufen, da mein Knie aufgeschlagen war und meine Freundin konnte das Fahrrad auch nicht vernünftig schieben, da ihre Hand weh tat. Irgendwann kamen wir dann bei ihr an und schleppten uns in die Wohnung. Ihr Vater stand gerade in der Tür und fragte was passiert sei. Wir erzählten ihm von dem Unfall. Plötzlich fing er an zu Lachen und ging weg. Meine Freundin und ich sahen uns nur verdutzt an uns machten uns daran unsere diversen Schürfwunden auszuwaschen. Es war ein riesen Geheule. Es brannte alles wie Feuer. Später kam ihre Mutter nach Hause und war total entsetzt wie wir aussahen. Dreckig, blutverschmiert und verheult. Sie versorgte unsere Wunden mit Desinfektionsspray. Und holla, es brannte wieder wie verrückt. Damals nahm man noch Jod. Das Zeug färbte alles braun bis orange und brannte ohne Ende. Dann rief ich meinen Bruder an der mich dann auch flugs abholte. Zu Hause erwartete mich eine stinkwütenden Frau Mama. Wir hätten uns den Hals brechen können zeterte sie stundenlang. Das Fahrrad war ihr egal. Zur Strafe riß sie mir das Pflaster vom Knie und da das Blut gerade angefangen hatt in Verbindung mit dem Pflaster eine dauerhafte Verbindung mit meinem Knie einzugehen, blutete ich wieder wie Sau. Es wurde wieder desinfiziert, ich heulte wieder, es wurde wieder verbunden und dann durfte ich mich gleich in mein Zimmer begeben. Ich sollte darüber nachdenken, was ich falsch gemacht hatte.

Als ich dann da so in meinem stillen Kämmerlein saß überkam es mich. Ich fing lauthals an zu lachen. Ich hatte die ganze Zeit das Bild vor Augen, wie meine Freundin am Straßenrand saß und die Hand hoch hielt. Zu doof hatte das ausgesehen. Na ja, am nächsten Tag wusste ich warum. Sie hatte sich die Hand gebrochen und den Rest des Sommers konnten wir so gut wie alle Aktivitäten vergessen. Mein Bein war nicht zu gebrauchen und ihr halber Arm war eingegipst. Aber nichtsdestotrotz überredeten wir ihre Eltern mit uns an die Ostsee zu fahren. Aber das ist eine andere Geschichte.
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